Dr. Ulrich Bauhofer

Dr. Ulrich Bauhofer ist Vorsitzender der deutschen Gesellschaft für Ayurveda, Buchautor und Gründungsmitglied der ältesten ayurvedischen Ärzte-Gesellschaft ausserhalb Indiens sowie ein Befürworter des Zungenschabens.

Wir führen jetzt endlich einen Zungenschaber bei MDC. Von daher meine Frage an Sie, Dr. Bauhofer: Worin besteht der Nutzen des Zungenschabens?

Die Zunge hat eine Vielzahl von Aufgaben: Natürlich das Schmecken, aber auch das Bewegen und Abtasten der Nahrung im Mund, die Beteiligung beim Schlucken und Sprechen, und außerdem, was uns meist nicht bewusst ist, übernimmt die Zunge eine Funktion der Reinigung und Entgiftung. Wenn Sie beispielsweise abends noch spät schwer gegessen haben, dann entdecken Sie am nächsten Morgen auf ihrer Zunge mehr Belag als sonst. Das Reinigen der Zunge sollte also wie das Zähneputzen fester Bestandteil der Körperhygiene sein. In Indien gehört dieses Ritual am Morgen nach dem Zähneputzen schon für die Kinder ganz selbstverständlich zur Mundhygiene dazu.

Die Zahnbürstenhersteller sind schon vor einiger Zeit mit eigenen Zungenschabern und Modulen und Zungenschaben auf der Rückseite ihrer Bürste auf den Markt gekommen. Worin besteht der Unterschied zu unserem Modell?

In der Form und im Material. Der Schaber ist aus Edelstahl, Sie können ihn in der Spülmaschine reinigen oder auf andere Weise desinfizieren. Er hält das ganze Leben. Wenn Sie sich die Zungenreinigung einmal zur Gewohnheit gemacht haben, werden Sie nicht mehr darauf verzichten wollen.

Es gibt Zahnärzte, die vom regelmäßigen Zungenschaben abraten. Es heißt dann, wer zuviel Bakterien aus seiner Mundhöhle entfernt, greift in den natürlichen Bestand der Mundflora ein, sodass einige wenige Bakterien die Oberhand gewinnen könnten, um die Zähne anzugreifen.

Das sagt ein Zahnarzt? Im Gegensatz dazu kenne ich viele Zahnärzte, die Ihren Patienten die Zungenreinigung dringend empfehlen. Im übrigen glaube ich nicht, dass es für diese Befürchtung wissenschaftliche Hinweise oder Studien gibt. Das Zähneputzen beseitigt ja auch Bakterien, und ich kann mir nicht vorstellen, dass es Zahnärzte gibt, die davon abraten, sich morgens und abends die Zähne zu putzen. Es kommt mir so vor, als wenn ich davor warnen würde, einmal am Tag den Darm zu entleeren, weil dann die Darmflora außer Kontrolle gerät.

Nun gibt es vermutlich viele Menschen, die sich derzeit vor außer Kontrolle geratenen Bakterien fürchten und das Wort desinfizieren auch nicht mehr hören können — aus Furcht vor einem Angriff aus der unsichtbaren Welt.

Ja, ist das nicht irre? Wie ein winziger Mikroorganismus von der Größe eines tausendstel Millimeters die gesamte Welt aus den Angeln hebt und zum Stillstand bringt! Ein in der Menschheitsgeschichte bislang einmaliges Ereignis, dessen Zeuge wir hier sind, und das sich noch vor einem halben Jahr sicher nur wenige hätten vorstellen können. Es zeigt uns, wie vulnerabel unsere Gesellschaft doch eigentlich ist. Ich hoffe, wir als Menschheit ziehen die notwendigen und richtigen Schlüsse aus dieser Erfahrung, die so viel Positives in sich birgt. Es ist Zeit, dass wir uns ein neues Wertesystem bauen.

Aber trotzdem war die Situation doch so, dass es vor allem darum ging, dass alles so bald wie möglich weitergehen sollte wie zuvor. Ich glaube nicht, dass es ein politisches Meditieren oder In-sich-Gehen geben wird, gerade weil ja andauernd Krise ist.

Es ist dauernd Krise – und die gegenwärtige wird wahrscheinlich von einer noch heftigeren abgelöst -, weil wir in allen Gesellschaftsbereichen, nicht nur in der Medizin, immer nur Symptome und nicht Ursachen behandeln. Und eine symptomorientierte Therapie wird stets neue Symptome hervorbringen, in der Medizin ebenso wie in der Wirtschaft, der Bildung oder anderen Bereichen. Die Corona Pandemie hat uns auch demonstriert, in welch fatale Abhängigkeit die Globalisierung durch die Verlagerung von Produktionsstätten Länder voneinander gebracht hat. Deutschland zum Beispiel, einst die Apotheke der Welt, stellt in der Krise fest, dass es einen Mangel an bestimmten Medikamenten gibt, da die Arzneimittelherstellung aus Kostengründen heute in China und Indien stattfindet. Die Frage ist nur, ob sich solch eine Strategie am Ende lohnt und rechnet.

Es gibt einen kurzen Film im Internet aus dem Jahr 2018, da sprechen Sie mit Peter Lindbergh, der im vergangenen Jahr gestorben ist. Lindbergh sagt, dass er durch Meditation erst zu dem geworden ist, der er war. (zum Film mit Peter Lindberg)

Peter Lindbergh war ein enger Freund von mir und als Mensch unvergleichlich. Er hat auch gesagt, dass die Transzendentale Meditation wohl das Wichtigste war, was er in seinem Leben gemacht hat. Eine Aussage, die ich zu 100 Prozent auch für mich treffen kann.

Das sagt auch Nick Cave, das sagt David Lynch.

David Lynch ist für sein Engagement auch sehr berühmt geworden, weil er dafür eine Stiftung gegründet hat, die weltweit agiert. Transzendentale Meditation oder kurz TM ist sehr einfach, mühelos und völlig natürlich. Sie stammt aus der Yoga-Tradition. Um sie auszuüben brauche ich nichts außer mich selbst und ich kann sie überall praktizieren. Sie ist der Weg zu sich selbst, ich gehe offline mit außen und online mit innen, komme zur Ruhe und kläre meinen Geist. Es ist die beste Methode der Stressbewältigung und Steigerung der Resilienz, die es gibt. Sie verbessert unsere Gesundheit und mentale Stärke und ist wissenschaftlich hervorragend dokumentiert.

In der Zeit der Selbstquarantäne haben weltweit viele damit angefangen die Meditationsapps zu benutzen, die ihnen im Appstore angeboten wurden. Was halten Sie davon?

Sicher ist es besser, eine App einzusetzen, um zur Ruhe zu kommen, als gar nichts zu tun. Ich persönlich bevorzuge aber eine Methode, für die ich kein elektronisches Gerät oder äußeres Hilfsmittel brauche. Dazu rate ich auch meinen Patienten, denn sie ist definitiv effektiver. Im Grunde geht es doch darum: Wenn unsere Aufmerksamkeit ständig nach außen gerichtet ist, dringen die Qualitäten der Außenwelt – Schnelligkeit, Hektik, Unruhe, Aufgeregtheit, Aggressivität, Druck, Lärm, Komplexität – in unser Inneres ein. Wie wird dann unser Innen? Genauso! Und nicht nur unser Geist, auch unsere Körperfunktionen nehmen diese Qualitäten an. Zum Beispiel leiden mittlerweile eine Milliarde Menschen weltweit unter Bluthochdruck, sie stehen unter Druck, und vor sechzig Jahren haben die Menschen pro Minute nur halb so oft geatmet wie heute.

Ist das wahr? Woher wissen Sie das?

Darüber gibt es Studien. Systematisch und regelmäßig zur Ruhe zu kommen ist also wichtig. Denn diese innere Ruhe drückt sich dann in unserem Verhalten aus, wir tragen also Stille von innen nach außen und beruhigen unsere Außenwelt. Auf diese Art kehren wir den Mechanismus um, nicht mehr das Außen prägt das Innen, sondern unser ruhiges Innen gestaltet ein ruhigeres Außen, das dann wieder auf unser Innen positiv zurückwirkt. Wir haben also durch die Verbindung mit unserem inneren Kosmos aus einem Teufelskreis eine positive, sich verstärkende Rückkopplungsschleife gemacht. Der amerikanische Essayist und Philosoph Henry David Thoreau hat es so formuliert: ‚Was vor uns liegt und was hinter uns liegt, was über uns und was unter uns liegt, sind Winzigkeiten im Vergleich zu dem, was in uns liegt. Und wenn wir das, was in uns liegt nach außen in die Welt tragen, geschehen Wunder.’

Sie raten auch dazu, abends nach 19 Uhr nichts mehr zu essen und vor 23 Uhr zu Bett zu gehen. Das scheint mir vernünftig, lässt sich halt leider schlecht in Einklang bringen mit der Lebensweise in der Stadt, wo gerne um 21 Uhr erst essen et cetera gegangen wird.

Dann isst man halt etwas Leichtes, ein Gemüsecurry vielleicht oder Suppen, was nicht schwer im Magen liegt und leicht verdaulich ist. Schauen Sie: der Körper produziert die Enzyme, die zur Verdauung gebraucht werden, am späten Abend und nachts nicht mehr. Die Gene dafür sind in dieser Zeit abgeschaltet. Ebenso beteiligen sich die Darmbakterien in der Nacht nicht mehr am Verdauungsprozess, dafür wären sie aber notwendig. Wir verarbeiten eine schwere Mahlzeit spät am Abend oder nachts also nicht mehr. Unverdaute Nahrungsbestandteile oder Stoffwechselprodukte lagern sich dann im Organismus ab und führen im Laufe der Zeit zu Krankheiten, die wir vermeiden könnten. Darum hat Sebastian Kneipp einmal sehr deutlich gesagt: ‚Die späten Abendessen füllen die Särge.‘ Die meisten Menschen, die einen schweren Verlauf bei einer Covid-19 Infektion hatten, litten unter Vorerkrankungen, häufig unter sogenannten Zivilisationskrankheiten, die vornehmlich durch falsche Ernährungsgewohnheiten entstehen. Und natürlich durch Stress, Bewegungsmangel sowie übermäßigen Konsum von Alkohol und Nikotin. Wenn man seinen Tagesablauf nur schwer anpassen kann, dann kann man zumindest in kleinen Schritten an seinen Ernährungs- und anderen ungesunden Gewohnheiten etwas ändern. Unsere Gesundheit wird es uns danken.

 

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