Friederike Schilbach

Friederike Schilbach ist Stammkundin bei MDC, arbeitet als Lektorin, und wir haben zusammen auch schon eine Ausstellung im Laden gezeigt, aus der dann später sogar ein Buch hervorgegangen ist. Aber zum ersten Mal sind wir uns begegnet, als ich noch für Andreas Murkudis gearbeitet habe.

Damals hast Du in einer seiner Räumlichkeiten in Mitte, der sogenannten Etage, ein fabelhaftes Buch vorgestellt.

Das war ein Buch von Leanne Shapton. Es heißt ›Bedeutende Objekte und persönliche Besitzstücke aus der Sammlung von Lenore Doolan und Harold Morris‹.

Ein fiktiver Katalog eines Versteigerungshauses. Anhand von Abbildungen gewöhnlicher Gegenstände wird eine Liebesgeschichte erzählt. Wie steht es um Deine Beziehung zu Dingen?

Ich habe eine besondere Liebe zu bestimmten Dingen. Und ich habe immer schon eine Liebe gehabt zu Büchern, die Dinge zum Sprechen bringen. Ich glaube auch fest, dass gewisse Dinge, konkrete Gegenstände, eine Geschichte am besten erzählen können. Ich mochte beispielsweise das Buch von Edmund de Waal: ›Der Hase mit den Bernsteinaugen‹. Da wird die Geschichte der Familie Ephrussi, wie sie von Paris, Wien und Tokio über Odessa nach London gelangten, anhand von 264 kostbaren japanischen Figurinen erzählt.
Deshalb bin ich damals auch auf Leanne Shapton angesprungen. Das war eine neue Art, zu erzählen. Und es gab auch eine voyeuristische Komponente, weil es in dem Buch den Besitzstand eines Paares zu besichtigen gab. Dadurch kam man ihnen unheimlich nah.
Die Liebe zu Dingen gilt hierzulande ja leider als etwas oberflächlich. Das war bei Leanne Shaptons Buch am Anfang auch so: Es wurde belächelt. Ich glaube aber, dass die Oberfläche auch viel Tiefgang bietet.

Zum Beispiel im Badezimmer …

Da war zunächst kein Buch geplant. Ursprünglich haben wir nur die Ausstellung ›The Bathroom Chronicles‹ mit Fotos von Badezimmern in Deinem Laden gemacht. Ich hatte zuvor eine Freundin in Apulien besucht, die gerade eine Wohnung renovierte, die davor einem alten Kapitän gehört hatte. Als ich dort in ihr Badezimmer kam, hatte ich den Eindruck, dass es zu einem Porträt dieser Frau aus lauter kleinen Objekten geworden war. Ich dachte, dieser Raum fasst mit seinen Fotos und Schmuckschatullen und Fundstücken alles zusammen, was den Charakter meiner Freundin ausmacht. Und habe sie daraufhin gefragt, ob sie ihr Badezimmer für mich fotografieren würde; und vielleicht zwei, drei Sätze dazu schreiben? Daraus ist schneeballartig diese Sammlung gewachsen, weil ich immer mehr Freundinnen gefragt habe. Und jede Frau hat gleich drei weitere Frauen empfohlen, deren Badezimmer ich mir unbedingt anschauen müsste. Am Ende hatten wir 150 Fotos, die wir zum Jahresende 2016 bei Dir ausgestellt haben. Später kam dann Rebecca Casati vom Suhrkamp Verlag auf mich zu, die eine Auswahl der Bilder und die Begleittexte der Badezimmer-Besitzerinnen als Buch veröffentlichen wollte.

Könnte man das eigentlich auch mit den Badezimmern von Männern machen? Falls es so etwas überhaupt gibt, Männer haben ja meistens bloß eine Ecke im Bad.

Die wird ihnen zugestanden! Aber ich glaube nicht, dass sie dazu neigen, diesen Raum zu emotionalisieren. Es sind die Frauen, die im Badezimmer besondere Dinge aufbewahren, die für sie von Wert sind — Fotos von Reisen, ein Foto von der Großmutter, bestimmte Schatztruhen, ein Bild der Schauspielerin Monica Vitti, Kleinigkeiten vom Flohmarkt.

Frauen schließen sich doch auch bei häuslichen Streitigkeiten im Badezimmer ein.

Das stimmt! Das Badezimmer ist ein Ort der Ruhe, ein Kraft-Ort auch.

Ist das Badezimmer auch der Ort, wo die Frau sich zusammenfügt? Das fand ich an den ›The Bathroom Chronicles‹ so interessant: Dass wir jetzt in einer Zeit leben, in der man ein solches Buch veröffentlichen kann. Noch im 20. Jahrhundert hätte Suhrkamp wohl kaum ein Buch über Badezimmer gebracht. Das Badezimmer wurde ja früher auch bei den Hausführungen nie gezeigt.

In der Ausstellung gab es beispielsweise auch ein Foto, das in einer Wohngemeinschaft aus Leipzig aufgenommen worden war. Darauf waren etwa zwanzig Zahnbürsten zu erkennen, die zusammen in einem großen Glas standen. Und man sah auch die Unterhose einer Frau, die offenbar gerade ihre Periode hatte, die dort herumlag. Das hat einige doch sehr schockiert. Aber ich finde nicht, dass daran etwas Schamvolles ist. Das Badezimmer hat seinen Zauber und den wollte ich zeigen.

Das Badezimmer hat seine Veränderung zum Showroom natürlich auch durch die besser gestalteten Produkte erfahren. Es gibt davon mehr denn je und sie sehen schöner denn je aus. Man will sie zeigen.

Das kann dann wie eine kleine Landschaft von Tiegeln, Cremes und Töpfen wirken. Die wunderschön aussieht, wenn sie vor dem Spiegel steht.

Lässt Du dich von Deinem Kaufverhalten beeinflussen von der Gestaltung eines Produkts, oder schaust Du auf die Inhaltsstoffe?

Im Idealfall ist es eine glückliche Kombination. Das Acqua di Rose von Santa Maria Novella zum Beispiel sieht hinreissend aus, ein Tonikum aus destillierten Rosen, wie es dominikanische Mönche in Florenz schon im Mittelalter hergestellt haben. Es gibt bei Dir im Laden aber auch ausgewählt schöne Dinge. Da gibt es fast nichts, was man sich nicht gerne ins Bad stellen würde.

Sind das Verlängerungen vom Selbstwertgefühl, wie ein Tiegel geformt, eine Tube beschriftet ist? Erzählen diese Objekte dann etwas über mich?

Vielleicht. Man tut sich damit ja wohl. In dem Buch haben die Einblicke ins Badezimmer ja auch gezeigt, mit welchen Objekten sich andere Frauen umgeben; was denen wichtig ist. Das fand ich, weil es durch Objekte erzählt wurde, sehr interessant.

Kann man das als einen erweiterten Feminismus betrachten? Der Feminismus, mit dem ich aufgewachsen bin, hat Kosmetik noch abgelehnt im Sinne einer Anbiederung an ein zugeschriebenes Schönheitsideal.

Das verstehe ich, aber ich glaube auch, dass man das Badezimmer als einen Ort sehen kann, an dem man sich selbst ermächtigt. Die eigene Verletzlichkeit und die Frage, wie man sich in den Tag begibt, wie man sich dem Draußen stellt: All dies wird im Badezimmer verhandelt.

Machst Du dir selbst Geschenke?

Nicht zu Weihnachten. Ansonsten nehme ich es mir nicht bewusst vor, aber wenn mir etwas ganz besonders Schönes unterkommt, freue ich mich.

Und dann hast Du das Gefühl, es ist ein Geschenk?

Ja. Man beschenkt sich selbst.

Kannst Du beschreiben, wie Du den Duft von MDC Oloid erlebst?

Ich mochte schon immer gerne klare und etwas herbe, frische Düfte. Früher mochte ich Männerdüfte lieber als Frauendüfte. Der Oloid hat durch die Waldmeister-Note etwas Geradliniges, Klares. Ich habe ihn übrigens von meinen Geschwistern geschenkt bekommen. Zum Geburtstag.

Buchempfehlung von Friederike Schilbach: Da wir gerade über Leanne Shapton sprachen: Es gibt von ihr jetzt ein neues Buch bei Suhrkamp, es heißt ›Gästebuch‹. Der Untertitel lautet ›Gespenstergeschichten‹. Das ist ein prachtvolles Buch mit Geschichten, Bildern und Collagen, mit denen Leanne Shapton die klassische Gespenstergeschichte, wie man sie von früher kennt, ins Heute überträgt. Großartig! Leanne Shapton hat übrigens gerade auch die englischsprachige Gesamtausgabe von Thomas Bernhard bei Faber & Faber neu gestaltet — Thomas Bernhard sah nie besser aus.

Zurück zu den Themen Zu unserer Geschenkeauswahl


Sie haben Fragen? Sprechen Sie mit uns.

MDC anrufen Video Beratung buchen

 

MDC cosmetic
Knaackstraße 26, 10405 Berlin
Mo–Sa 10:00–20:00 Uhr
Kontakt
+49 30 40 056 339
mail@mdc-cosmetic.com

Oder schreiben Sie uns eine Nachricht.