Fouad Koroma – SMN München

Vor dem Eingang zum Hotel Bayerischer Hof steht, wie vor jedem guten Hotel, bei Tag und bei Nacht eine Reihe polierter Taxis bereit. Es war nur eine Frage der Zeit, bis man sich näher kennenlernen würde, denn die Wagenreihe führt damit auch an den Schaufenstern von Santa Maria Novella vorbei, das sich im Erdgeschoss des Hofes befindet. Aus guter Nachbarschaft auf vier Rädern ist seit kurzem eine geschäftliche Verbindung entstanden. Fouad Koroma hat sich bereit erklärt, die Flanken seines nagelneuen Mercedes mit dem Schriftzug der Klosterapotheke verzieren zu lassen — für einen Taxifahrer beinahe so etwas wie ein Tattoo. Mit Fouad Koroma habe ich mich im benachbarten Café des Literaturhauses unterhalten.

Seit wann bist Du in München?

Ich bin 1997 hier angekommen. Ursprünglich wollte ich in London studieren — das war der Wunsch meiner Eltern — aber dann ist in meiner Heimat der Bürgerkrieg wieder aufgeflammt…

…wo bist Du aufgewachsen?

In Sierra Leone. In dieser Zeit, in den neunziger Jahren, war das ein Krisengebiet. Der Bürgerkrieg hat die finanziellen Verhältnisse meiner Eltern in Mitleidenschaft gezogen, sodass sie mich nicht mehr unterstützen konnten. Ich musste dann selber schauen, wie ich zurechtkommen würde. Ich war mein eigener Herr und musste schauen, wie ich Geld verdienen kann, um zu überleben. Von London aus hatte ich Freundschaft mit Deutschen geschlossen und hatte deren Land immer wieder besucht. Im Jahr 2001 habe ich dann meine Frau hier kennengelernt. Die Entscheidung, mich hier in München niederzulassen, war gefallen. Wir leben schon seit 18 Jahren zusammen und haben zwei Kinder. In dem Haus, in dem wir hier gerade sitzen, habe ich übrigens 8 Jahre lang gearbeitet.

Was hast Du hier gemacht?

Ich war Barkeeper im Literaturhaus.

Und Dein Studium?

Konnte ich nie zu Ende führen. Als ich nach Deutschland kam, musste ich die Sprache lernen. Und meine Zeugnisse wurden hier nicht anerkannt. Aber Angestellter wollte ich auch nicht bleiben — Kellner oder Barkeeper. Mein Vater war Unternehmer, ich wollte in die Freie Wirtschaft. Also habe ich eine Reinigungsfirma gegründet. Später kam dann noch eine Zeitarbeitsvermittlung dazu. Das wurde aber bald zu aufwändig, meine Frau hatte da schon zwei Kinder bekommen, und ich wollte meinem Streben nach Unabhängigkeit noch stärker Ausdruck verleihen können. So bin ich auf das Taxi gekommen. Als Taxifahrer kann ich mir meine Arbeitszeit frei einteilen.

Und dann kam Corona. Wie war das im Lockdown, gab es da überhaupt noch Fahrgäste für Dich?

Ich hatte mir im Dezember ein Auto bestellt, das wurde Anfang März geliefert. Ich hatte gerade eine Woche lang gearbeitet, dann wurde der Lockdown beschlossen. Wenn Dinge schief gehen, gehen sie halt schief. Ich habe mein Unternehmen bis Mai stillgelegt. Kollegen, die weiterhin gefahren sind, haben mir die Lage berichtet. Und ich habe mir in mein neues Auto eine Trennwand zur Fahrgastzelle eingebaut. Das kannte ich schon von den alten Taxis in New York. Momentan schauen wir halt mal, wie es weitergeht. Wenn ich meine Umsätze heute mit denen vom letzten Jahr vergleiche, komme ich ungefähr auf 40 Prozent. Das ist schon ein deutlicher Verlust. Das liegt auch an mir, weil ich am Wochenende nicht arbeiten will. Meine Kinder spielen beide Fußball, ich will sie dabei begleiten. Abends arbeite ich auch nicht. Das summiert sich schon. Aber ich habe meine Firma gegründet, damit ich abends zu Hause bei meiner Familie sein kann.

Hast Du Wünsche, was Du als nächstes machen willst?

Mein Traum war es immer schon, im Verkauf zu arbeiten. Mein Vater besaß mehrere Läden und Boutiquen, das Geschäft kenne ich von klein auf.

Aha! Was waren das denn für Boutiquen?

Hauptsächlich für Kleidung. Designermode und Geschäftskleidung. Aber hier in München ist die Situation natürlich anders als in Sierra Leone. Teurer zum einen, und es gibt noch andere Hindernisse. Aber ich will selbständig bleiben.

Wie hast Du deine Frau kennengelernt?

Durch meine Arbeit. Ich war auch in Diskotheken als Barkeeper beschäftigt. Aber meine Frau hat es zur Bedingung gemacht, dass ich die Nachtarbeit aufgebe, wenn unsere Liebe eine Zukunft haben soll.

Sehr gut. Vermutlich hast Du dort auch zu viele Frauen kennengelernt.

Ja, aber ich fühlte mich dort auch in einer Sackgasse; wollte mich entwickeln. Eine Weile habe ich danach in der BMW-Welt gearbeitet. Für ein Unternehmen im Catering. Acht Jahre lang.

Du kannst auf eine lange Karriere unterschiedlicher Jobs zurückblicken.

Ich hatte gehofft, von dort aus in die Welt der Formel Eins zu kommen, aber das hat sich nicht ergeben. Ich musste mein eigenes Ding finden.

Wie hast Du zu Santa Maria Novella gefunden?

Das Hotel Bayerischer Hof ist mein bevorzugter Standort in der Stadt. Das Gesetz verbietet es mir zwar, nein zu sagen, aber ich will mir meine Kunden schon aussuchen dürfen. Von daher stelle ich meinen Wagen nicht vor den Bahnhof. Na ja, und ab und zu habe ich mich dort mit Gesa unterhalten. Man kennt mich in diesem Viertel. Ich bin hier seit zwanzig Jahren unterwegs. Ob als Barkeeper oder wie jetzt als Fahrer. Für mich ist es die schönste Gegend in der Stadt. Ich beobachte gern die reichen Leute.

Das kann man nirgendwo so gut wie hier. Als mein Zug vorhin einfuhr, sah ich von meinem Fenster aus einen BMW, der wie ein ‹Mon Cheri› lackiert war — rosa metallic. Solche Autos gibt es nirgendwo anders in Deutschland.

Ich bin kein Auto-Freak. Aber ich mag schöne Dinge. Eigentlich wollte ich auf meinem Taxi keine Werbung haben. Aber als Gesa mich darauf angesprochen hat, ob ich nicht eine Werbung für Santa Maria Novella anbringen möchte… Tatsächlich hat mir das Logo sehr gut gefallen. Wie eine Krone kommt es mir vor.

 

Zurück zu den Themen Santa Maria Novella München


Sie haben Fragen? Sprechen Sie mit uns.

MDC anrufen Video Beratung buchen

 

MDC cosmetic
Knaackstraße 26, 10405 Berlin
Mo–Sa 10:00–20:00 Uhr
Kontakt
+49 30 40 056 339
mail@mdc-cosmetic.com

Oder schreiben Sie uns eine Nachricht.