Grainne Morton – Schmuckdesignerin

Noch mehr als in meinem Stammhaus, das vor allem auf Kosmetik ausgerichtet ist und somit auf die grundlegenden Bedürfnisse meiner Kundinnen und Kunden, habe ich MDC next door als eine Wunderkammer für Herzensangelegenheiten eingerichtet. Die kostbaren Objekte und Schmuckstücke von Grainne Morton standen dafür an oberster Stelle bei mir. Es kann sogar sein, dass ihre Stücke auch Teil meiner Inspiration waren, überhaupt noch einmal das Wagnis eines weiteren Ladens einzugehen — ganz einfach, um solchen Kostbarkeiten eine Bühne und eine Heimstatt zu bieten zu haben.

Liebe Grainne, ich bin kürzlich zufällig auf einen alten Blog von Dir gestossen, den Du offensichtlich vor zehn Jahren aufgegeben hast. Damals hast Du auch noch präparierte Tiere verarbeitet; Vögel zum Beispiel. Was hat sich seitdem getan für Dich?

Ach, dieser Blog — ich bin jetzt seit 25 Jahren im Geschäft und die Objekte, die auf dem Blog zu sehen sind, entstammen ungefähr der Mitte meiner Laufbahn. Ich bin gerade mit der Werkstatt umgezogen…

…ich habe gerade einen neuen Laden aufgemacht.

Ich weiß, ich weiß. Na ja, ich habe ja immer von zuhause aus gearbeitet, das heißt, die Werkstatt war im Haus und ich bin jetzt damit aus dem Haus in den Garten gezogen. In ein Gartenhaus. Bei einem Umzug nach so vielen Jahren denkt man natürlich noch einmal über die Entwicklung nach, die Phase, die damit abgeschlossen wird. Mit dem Blog habe ich damals aufgehört, weil ich meine Kinder bekommen habe. Danach habe ich mich ungefähr zehn Jahre lang vor allem um sie gekümmert. Aber jetzt bin ich wieder da.

Und alles sieht ganz anders aus.

Absolut! Und nicht erst seit der Pandemie. Damals hat sich im Verlauf der Bankenkrise abgezeichnet, dass Großbritannien sich krass verändern würde. Ich bin in Irland aufgewachsen und habe in Schottland studiert. Ich lebe dort noch immer. Die Diskussionen um Unabhängigkeit und Brexit dürfte Euch ja geläufig sein… Aber geschäftlich ging es für mich seitdem nur weiter bergauf.

In den Artikeln über Deinen Schmuck steht häufig, dass er aus Fundstücken zusammengesetzt ist — Found objects. Ich würde gerne wissen, wo Du all diese fabelhaften kleinen und winzigen Dinge findest. Auf Ebay sicher nicht.

Dazu muss ich vielleicht sagen, dass es eine größere Menge von Texten gibt, die beinahe identisch formuliert sind und immer dann erscheinen, wenn man meinen Namen bei Google eingibt. Vor allem ist in denen dann von Found Objects und irischen Märchen und Mythen die Rede. Diese Erzählung hat sich scheinbar verselbständigt. Vervielfältigt auch. Ich habe in den Anfangsjahren auch sehr viel Zeit auf Antikmessen verbracht, um interessante oder übersehene Einzelstücke zu finden, aus denen ich etwas Neues aufbauen könnte. Und wenn man dann eine kleine Menge gläserner Augen findet, kauft man natürlich alles auf. Später kam dann Ebay dazu, auch Etsy, aber mittlerweile hat die Nachfrage bei bestimmten Stücken eine Zahl überschritten, die ich einfach nicht mehr mit Gefundenem erfüllen kann — vergleichbar mit Erdbeerjoghurt: Es wird weltweit sehr viel mehr Erdbeerjoghurt verkauft, als es überhaupt Erdbeeren geben kann. Was bedeutet, dass ich mittlerweile viele Bestandteile meiner Stücke eigens für meine Zwecke produzieren lasse. Aber die Idee bleibt davon unberührt, und es macht die Stücke deswegen auch nicht weniger kostbar, weil es ja keine antiken Diamanten waren, die ich verwendet habe, sondern Kuriositäten wie gläserne Augen.

Du hast mir einmal gesagt, dass der verstorbene Hermann Jünger, ein Goldschmied aus Hanau, Dich beeinflusst hat. Wie bist Du mit seinem Werk in Berührung gekommen?

Mein Schmuck ist modern, aber meine Inspirationen empfange ich oft aus der Vergangenheit. Meine Eltern waren Antiquitätenhändler. Ich habe meine Kindheit und Jugend auf den Messen verbracht und eigentlich wollte ich Modeschöpferin werden. Möbel oder Teppiche haben mich nicht so sehr fasziniert, wie die kleinen Dinge, mit denen man nah an den Menschen herankommt. Mit denen sie sich attributisieren. Wie Kleidung. Aber halt auch Broschen, Krawattennadeln, Manschettenknöpfe, Uhrketten, Amulette, Abzeichen, Orden und so weiter. Bei den alten Stücken aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert gehören die deutschen Gold- und Silberschmiede zu den interessantesten. Auch später noch, während meines Modestudiums in Edinburgh hat man die deutsche Goldschmiedekunst hochgehalten. Die frühen Stücke von Hermann Jünger sind wunderschön, aber selbstverständlich längst nicht mehr zu bezahlen. Kann sein, dass das unter anderem ein Anreiz für mich war, selbst Schmuckstücke herzustellen.

Hermann Jünger hat später auch lithurgische Gegenstände hergestellt. Ich habe bei manchen Deiner Stücke auch den Eindruck, dass sie als Talisman gedacht sind.

Ich bin mir schon im Klaren darüber, dass ich meinen Erfolg zu einem Teil auch dem Trend zu Lucky Charms verdanke. Ich beobachte auch ein Revival der esoterischen Strömungen aus der Zeit meiner Eltern — sowohl in der Mode, als auch in der Kunst, in der Musik, im Grafikdesign. In der Ernährung sowieso. Das alles wird in die Wahrnehmung meiner Stücke hineinspielen, aber ich stelle sie nur her. Das ist mein Geschmack. Keine Zauberei. Ich habe einfach immer nur vor mich hin produziert und — Du hast es ja vorhin selbst gesagt — meine Objekte sahen auch schon ganz anders aus. Noch verspielter, vielleicht wilder. Ich bin viele Jahre lang zu den Schmuckmessen gereist und habe dort selbst den Schmuck angeboten, den ich selbst angefertigt hatte. Dass eines Tages Barney’s aus New York bei mir ordern würde, hätte ich niemals erwartet. Ich habe aber auch nie wirklich überlegt, was ich tun könnte, oder an meinen Stücken ändern müsste, damit Barney’s bei mir ordert.

War das Dein Durchbruch, als die Bestellung von Barney’s hereinkam?

Nein, es gab diesen Durchbruch bei mir nie. Mein kleines Unternehmen ist organisch gewachsen. Wie eine Koralle. Ich bin jetzt, nach mehr als 25 Jahren, zum ersten Mal in ein eigenständiges Werkstattgebäude gezogen. Und ich habe jetzt jemanden, der mir bei der Anfertigung hilft. Mein Schmuck wird in vielen Ländern auf der Welt angeboten, die Vereinigten Staaten sind dabei ein sehr wichtiger Markt, auch von ihrer Nachfrage her. Wahrscheinlich weil es dort so viele Läden gibt, die sich auf handgemachten Schmuck spezialisiert haben. Aber Barney’s war für all das, für diese Entwicklung nicht entscheidend. Ich weiß nicht einmal mehr, wieviele Stücke sie damals geordert haben — zweihundert vielleicht?

Und welches irische Märchen ist denn jetzt Dein liebstes?

Wahrscheinlich alle — obwohl ich sie natürlich nicht im einzelnen kenne. Die Iren spinnen gerne, wie man dort sagt «spinning a yarn». Damit ist das Erzählen wie am Spinnrad gemeint. Kann sein, dass mich das irgendwie beeinflusst hat. Auf irgendeine, geheimnisvolle Art.

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