Kitty Kahane

Die Künstlerin Kitty Kahane kenne ich schon längere Zeit und wir haben schon einige Male zuvor überlegt, etwas zusammen zu machen. Als sie mir dann ihre ersten handbemalten Vintage-Stücke gezeigt hat, war das ein wesentlicher Impuls für mich, einen Laden für solche Objekte zu eröffnen.

Wie bist Du auf die Idee mit dem handbemalten Porzellan gekommen?

Porzellan interessiert mich schon seit langem. Nach dem Abitur bin ich auf Vermittlung meines Vaters nach Meißen gegangen. Ich wusste nicht genau, was ich studieren sollte und habe dann dort in der Forschungsstelle der Manufaktur ein Praktikum gemacht. Ich konnte dort sämtliche Prozesse durchlaufen: Vom Entwickeln einer Form bis hin zur Malerei. Das hat mich fasziniert. Ich war aber auch geprägt durch meine Eltern, die Meissner Porzellan gesammelt haben; meine Urgroßmutter hatte Porzellan von Rosenthal — überhaupt war Handwerk wichtig in meiner Familie. Meine Mutter war Maßschneiderin, sie ist jetzt 88 Jahre alt und eine wahre Künstlerin!

Aber Du hast Dich zunächst für Grafik entschieden.

Ich bin Illustratorin geworden, aber das Porzellan hat mich weiterhin beschäftigt. Sozusagen nebenher. Meine Wege führten mich auch immer wieder zum Porzellan. Ich habe viele Jahre für Rosenthal gearbeitet.

Ist man dann in der Entwurfsabteilung einer Manufaktur angestellt?

Nein, ich war immer selbständig. Ich habe Kunst studiert an der Kunsthochschule in Weißensee. Unter, wie es mir heute scheint: idealen Bedingungen. Wie auf einer Insel. Das Studium der grafischen Gestaltung war damals noch sehr ausgerichtet auf den Bauhaus-Gedanken. Wir haben immer mit Studenten aus anderen Unterrichtsbereichen zusammengearbeitet. Beispielsweise habe ich mich, wenn ich gezeichnet habe, auch mit dem Thema Form beschäftigt — mit Malerei, mit Mode, oder mit Bühnenbild. Die Kunsthochschule war selbst wie eine kleine Manufaktur. Meine Diplomarbeit fiel in die Zeit der Wende. Mein Thema war die Französische Revolution. Und danach wusste ich nicht gleich, was ich machen sollte. Also habe ich mit meiner Mutter eine Kollektion entworfen. Mit handbemalten Stoffen. Die Zeitschrift «Schöner Wohnen» hat mit einer großen Bilderstrecke darüber berichtet und daraufhin meldeten sich bei mir Kunden, unter anderem Rosenthal. Für die habe ich Dekore für Geschirrteile entworfen, die weltweit verkauft wurden. Ich bekomme heute noch Tantieme.

In welchem Stil hast Du damals gezeichnet?

Eigentlich genau wie heute: Das waren Illustrationen, gemalt auf Porzellan. Das war damals schon mein Weg. Ich habe auch auf Teppichen Geschichten geschrieben, Stoffe für Kinnasand entworfen [ein schwedisches Textilunternehmen, das mittlerweile zu Kvadrat gehört], aber nach einigen Jahren hat mich wieder stärker das Buch als Medium fasziniert. Ich hatte wieder Lust, mich mit Autoren zu beschäftigen, deren Texte zu illustrieren. Derzeit arbeite ich an einer Graphic Novel.

Hast Du dir die Geschichte selbst ausgedacht?

Das traue ich mir nicht zu. Ich habe schon einige Geschichten geschrieben, aber ich arbeite seit mehreren Jahren mit einem jungen, erfolgreichen Autorenteam zusammen. Das wird jetzt unsere dritte Graphic Novel… Es ist schon schräg, dass ich mich nebenher wieder mit Porzellan beschäftige. Ich finde das berauschend!

Für unsere Zusammenarbeit bemalst Du gebrauchtes Porzellan.

Ich liebe es, mich den abgeliebten Dingen zu widmen. Die Idee ist durch Zufall entstanden. Ich habe altes Porzellan von Privatleuten gekauft und damit angefangen, es zu bemalen.

Es ist ja doch ein ganz anderer Untergrund als Papier, das man einfach fortwirft, wenn man sich vermalt hat.

Ein bisschen konnte ich noch von meiner Erfahrung aus den alten Zeiten profitieren. Aber ich musste mich schon noch einmal und neu mit der Porzellanmalerei auseinandersetzen. Die glasierte Oberfläche ist glatt, aber mit Geduld und etwas Übung — und ich übe immer — kann man die bemalen. Man muss halt sehr viel experimentieren. Und ich stehe im Kontakt zu Porzelanmalerinnen und Porzelanmalern, die ich befragen kann, wie spezifische Pigmente auf diversem Porzellan bei unterschiedlichen Temperaturen in den Öfen reagieren. Porzellan ist eine Wissenschaft. Aber man kann die Fehler ja auch korrigieren. Ausserdem finde ich, dass die Bemühung um das Eigenständige, dass meine Story wichtiger ist für das Ergebnis, als Perfektion. Die gibt es sowieso nicht.

Und wenn etwas misslingt?

Manches kommt aus dem Ofen und ich hatte es mir ganz anders vorgestellt. Ich male viel für einen Polterabend. Manchmal kommt ja auch schon das gebrauchte Porzellan, das ich bestellt habe, demoliert bei mir an. Besondere Stücken repariere ich nach der japanischen Methode. Die Technik heißt Kentsugi.

Hast Du nie Lust, auch selber Porzellan anzufertigen?

Hätte ich durchaus. Ich habe auch schon einmal zwei Formen entworfen. Die kommen mir mittlerweile wieder modern vor. Was heißt modern — ich finde sie nach wie vor sehr schön. Lust hätte ich also schon, aber ich versuche mich derzeit zu konzentrieren auf meinem neuen Weg, das abgeliebte Porzellan zu bemalen. Ich will dort meine Handschrift auf andere Weise nochmals ins Spiel bringen.

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