Künstler Christian Hoosen

Lieber Christian, wir kennen uns schon einige Jahre aber jetzt erst kommt es zu einer Zusammenarbeit: Du wirst das Schaufenster von MDC next dekorieren — oder wie man bei einem Künstler wohl sagt installieren. Was genau hast du vor?

CHRISTIAN HOOSEN

Ich weiß es ehrlich gesagt noch nicht. Alles, was ich weiß, ist, dass es eine Installation wird; dass wir Keramik zeigen wollen und eine Edition. Und dass ich den großen Puschel dort im Fenster nicht bewegen darf.

Die Seegras-Installation von Ruby Barber, einer Kollegin von Dir, genau.

Vielleicht ist sie dort auch schon festgewachsen. Wir werden dazu nur einen kleinen keramischen Akzent setzen.

Gehst Du immer intuitiv vor? Es gibt ja auch Künstler, die machen für sein Vorhaben einen Plan und ihre Assistenten führen den aus.

Das wäre schön. Im Grunde arbeite ich auf diese Art Arbeitsweise längst hin, aber allmählich glaube ich, dass ich es in meinem Leben doch nicht  mehr dazu bringen werde.

Dann beschreib doch mal, was Du machst und wie Du es machst.

Gut. Ich bin Maler. Aber ich habe aufgehört zu malen, weil alle jetzt malen.

Ist mir noch gar nicht aufgefallen. Wen meinst Du denn mit Alle — Gerhard Richter?

Ich meine, dass seit Corona auch private Personen ihr Hobby zum Beruf gemacht haben, Malen zum Beispiel, und deswegen ergibt es für mich keinen Sinn mehr. Wenn alle Arzt sind, möchte ich kein Arzt mehr sein.

Okay — Wo kriegst Du das denn mit, dass «alle» malen?

Im Internet. Deswegen ist mir Dein Schaufenster als Bühne mittlerweile lieber als Instagram.

Wenn ich jetzt blind wäre, wie würdest Du mir beschreiben, was du malst?

Menschen, aber umgekrempelt.

Also auf Links gedreht?

Ja, genau. Ich analysiere sie und male sie dann.

Also mehr vom Eindruck her, den sie bei Dir hinterlassen. Gewissermaßen jazzy?

Ja, genau. Und wie beim Jazz versuche ich dabei noch ein bisschen meine Meinung mit hineinspielen zu lassen. Konkret habe ich beim Malen das Gefühl, dass die Welt als Patient zu mir kommt. Sie will geheilt werden.

Ist das so?

Ich fühle es so.

Das stelle ich mir unglaublich belastend vor. Wie hältst Du das aus?

Es ist schwierig. Es bereitet mir auch körperlich Probleme. Weil ich ja eher hochsensibel bin.

Dabei hast Du lange Kampfsportarten betrieben, bist üppig tättowiert und machst auch sonst einen kräftigen, vitalen Eindruck.

Das ist alles nur Schutz. Bei den Tättowierungen weiß ich mittlerweile gar nicht mehr so recht, warum ich sie mir habe stechen lassen.

Wo bist Du aufgewachsen, wie hast Du deine Kindheit verbracht?

Ich komme aus Bremen. Es war immer jemand um mich herum, der sich um mich gekümmert hat. Ich wurde umsorgt. Manchmal hat meine Mutter mich zum Abkühlen nach draußen gestellt und dann kamen die Tiefflieger. Seitdem glaube ich, dass einer dieser Tiefflieger meine Mutter mit sich genommen hat. Bis heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich einen Jet über mir höre.

War das der Anfang Deiner Malerei?

Ich habe immer gemalt. Auch weil meine beiden Großväter schon künstlerisch begabt waren. Leider ist ihnen dann halt ein Krieg in die Quere gekommen. Der eine ist daraufhin Lehrer geworden, der andere technischer Zeichner. In der Schule war ich ursprünglich nicht gut im Kunstunterricht, bis ich gelernt habe, dass Malerei eine Form von Kommunikation sein kann. Dass man dann keine Worte mehr braucht. Schöne Worte waren mir fremd.

Den Eindruck hatte ich bis jetzt gar nicht. Du bist doch sehr wortgewandt.

Nur wenn die Situation stimmt.

Was kannst Du mit Deinen Bildern ausdrücken, was Du sonst nicht sagen kannst?

Was ich sehe und auch die Wahrheit, die ich daran finde: Dass ich sehe, wie etwas wirklich ist.

Also Du dringst zu den Dingen durch mit Deiner Kunst?

Ich dringe zu vielen Dingen durch, beziehungsweise klingeln sie direkt bei mir und melden sich. Aber momentan weiß ich nicht mehr, ob gewisse Bilder überhaupt noch gemalt werden sollten. Ob das unbedingt sein muss.

Das finde ich übrigens eine gute Überlegung.

Ja, aber der gedankliche Prozess währt jetzt schon drei Jahre, seinetwegen habe ich auch schon drei Jahren lang nicht mehr gemalt. Mit körperlichen Auswirkungen mittlerweile.

Inwiefern?

Weil die kreative Energie nicht mehr abfliessen kann.

Angeblich ist das ja ein Zeichen dafür, dass man es kann, also wenn die Kunstform zu einer niedrigeren Produktion tendiert, dann hat man es im Griff.

Wenn das so wäre, freute mich das natürlich. Im nächsten Jahr wird ein Buch erscheinen mit den gesammelten Arbeiten von mir. Dafür habe ich in den vergangenen Monaten die Zeichnungen fotografiert. Es waren mehr als 6000.

Wo lagerst du die?

In einem Lager. Es gibt auch Sachen, die sind schon so alt, also zehn Jahre und älter, die könnte ich heute nicht mehr zeigen. Wir haben sie jetzt «die verbotenen Blätter» genannt.

Kunst darf ja eigentlich noch immer alles.

Nee…

Erzähl zum Abschluss noch bitte kurz, wie Du zu den Keramiken gekommen bist.

Ich habe bei einer bei Architekten sehr beliebten Manufaktur gearbeitet. Den Namen selbst müssen wir hier aus rechtlichen Gründen unerwähnt lassen — aber es war nicht KPM!

Tell us more about it! Bei MDC lieben wir ja vor allem Keramik — zwar nicht in jeder, aber doch in der schönsten Form. Kosmetik ist ja vielleicht eher nicht so dein Ding…

Mittlerweile ist Kosmetik übrigens sehr mein Ding.

Toll, da reden wir gleich danach dann noch drüber.

Das Problem ist, dass ich über die Arbeit selbst kaum etwas erzählen darf.

Und über die Keramiken, die jetzt im Schaufenster zu sehen sein werden?

Die sind vor 2020 entstanden. Bis zum Ausbruch der Pandemie habe ich mich noch mit Keramik beschäftigt. Seitdem nicht mehr.

Du hast ja vorhin gesagt, dass Du die Malerei auch benutzt, um dir etwas anderes anzuverwandeln. Dass Du dann wiederum ummünzen kannst in irgendein kreatives Produkt. Dieser alchemistische Prozess fehlt. Das heißt, du warst irgendwie wie so ein Kugelblitz in so einer Kugel.

Genau und das ging dann durch die Arbeit mit Keramik wieder auf. Dadurch konnte ich mich wieder in etwas hineindenken. Wenn die Leute mich machen lassen, bin ich übrigens ein sehr loyaler Mitarbeiter, egal in welchen Unternehmen, ich habe mich da auch gerne so ein bisschen als Hausgeist betätigt. Bin gerne abseits der Arbeitszeiten vor Ort gewesen und habe mir die Sachen der Anderen angeschaut.

Es hat was Pflanzliches, finde ich, Dein Ideal von Kunst und Leben. Pflanzen sind ja auch einfach da. Sie haben ihre stillen Prozesse, von denen wir nichts wissen, aber sie tun etwas, auf das wir nicht verzichten können.

Das ist das Schöne. Wahrscheinlich bin ich eine Pflanze.

 

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