Nicole Danichevski – MDC cosmetic

Liebe Nicole, im New Yorker gab es gerade erst ein ausführliches Portrait von Mario Dedivanovic, er ist der Makeup Artist von Kim Kardashian. Mich hat das erstaunt, denn eigentlich werden dort vor allem Künstler, auch mal Politiker portraitiert. Aber Kim Kardashian hat unfassbare 186 Millionen Follower auf Instagram, wie ich auf diesem Wege erfuhr. Und sie sagt, dass es ihr Makeup-Artist war, der sie zu diesem Leben erweckt hat. Durch seinen «Soft Glam Look». Den sieht man ja mittlerweile überall — nicht bloß auf Instagram, sondern vor allem auch im Supermarkt und in der U-Bahn. Wie stehst Du zu diesem zeitgenössisch porzellanhaften Gesicht?

Ich halte relativ wenig davon. Weil man durch dieses Contouring und die künstlichen Wimpern, den Lashes, die natürliche Wirkung eines Gesichtes zum Verschwinden bringt. Mit natürlicher Schönheit hat das nichts mehr zu tun, aber das ist es doch, was ich verkörpern möchte.

Anscheinend gibt es aber viele, die vor allem künstlich aussehen wollen.

Ich glaube, das größte Problem besteht darin, dass viele Frauen einfach sehr unzufrieden sind mit ihrem Erscheinungsbild. Und das, weil sie ein falsches Bild von sich selbst bekommen haben. Ich erlebe das oft in der Praxis, dass ich mir die Haut meiner Kunden anschaue und als Kosmetikerin beurteile, aber wenn ich dann beispielsweise sage, dass ich die Haut in einem sehr guten Zustand befinde, bekomme ich Widerspruch. Die Kundin selbst empfindet ihre Haut dann beispielsweise als unrein, aber ich kann davon nichts erkennen.

Woher kommt das, Deiner Meinung nach?

Viele Frauen scheuen sich davor, älter zu werden. Gerade was die Faltenbildung betrifft. Außerdem fällt mir auf, dass Frauen mit sich selbst viel kritischer umgehen. Im Vergleich von Männern und Frauen wird das besonders deutlich. Männer sind sich selbst gegenüber eher positiv gestimmt. Selbst ältere Männer zeigen sich zufrieden mit ihrem Aussehen. Eine Frau im ähnlichen Alter ist sich selbst gegenüber eher negativ eingestellt. Das finde ich schade, denn viele meiner Kundinnen sehen für ihr Alter hervorragend aus. Dennoch sind sie unzufrieden. Man kann auch zu kritisch mit sich selbst sein!

Was sind die Wünsche, die dann an Dich herangetragen werden?

So lange kein großes Hautproblem vorliegt, soll das Gesicht so faltenfrei wie möglich werden. Dabei muss ich natürlich mitteilen, was in meiner Macht steht und was nicht möglich sein wird. Aber in den meisten Fällen bringt schon die Gesichtsmassage einen deutlichen Vorher-Nachher-Effekt. Weil die Haut wieder angeregt wurde. Ich werde nie müde, meinen Kundinnen zu erklären, dass es eben wichtig ist, die Pflege oder das Serum, das man morgens und abends aufträgt, wirklich einzuarbeiten in die Haut. Diese drei Minuten Zeit muss man sich einfach nehmen.

Du bist ja gleich nach Deiner Ausbildung zu MDC gekommen. Mir kommt es so vor, als ob es eine neue Generation von Kosmetikerinnen gibt, die eben nicht mehr auf den maskenbildnerischen Teil des Berufes setzen, sondern ganzheitlich vorgehen wollen. Hat sich da auch etwas in der Ausbildung selbst verändert?

Auf jeden Fall. Wir wurden zwar noch in dekorativer Kosmetik geprüft, aber in der Praxis wurde das in den drei Jahren der Ausbildung selbst nicht mehr ausführlich behandelt. Auch die Behandlungen der apparativen Kosmetik wurden schon zurückgenommen. In meiner Ausbildung ging es vor allem darum, wie man mit den Händen arbeiten kann: mit Massagegriffen, aber auch bei der Anwendung der Produkte. Ich arbeite unheimlich gern mit meinen Händen. Ich kann sie so einsetzen, dass sich eine Art Botox-Effekt zeigt. Haut will berührt werden, das regt sie an.

Diese Beschäftigung mit sich selbst fällt Männern häufig schwer. Vielleicht rührt von daher auch die größere Selbstzufriedenheit?

Das kann gut sein. Es ist aber auch von den unterschiedlichen Voraussetzungen her so, dass die Hautalterung bei Männern später einsetzt und weniger drastisch verläuft. Die Hautschichten der Frau sind komplett anders aufgebaut. Weil Frauen schwanger werden — nicht müssen, aber können —, ist die Haut auf hohe Elastizität ausgelegt. Das Bindegewebe spielt eine wesentliche Rolle. Und irgendwann gibt das Bindegewebe dann halt nach. Deswegen schaut es bei den Männern im gleichen Alter oftmals noch besser aus. Kann gut sein, dass dieser Vorteil auch begünstigt, dass solche Männer dann zufriedener sind mit ihrer Haut und sich nicht so viele Gedanken machen müssen um die Pflege — aber können.

Ändert sich da etwas, hast Du jüngere Kunden, die mehr auf ihre Fotogenität acht geben?

Doch, da ändert sich allerhand. Die Männer fragen jetzt häufiger nach Augenbrauen- und Wimpernfärben. Noch vor zehn Jahren war das undenkbar!

Es ist jetzt, glaube ich, zehn Jahre her, dass Dior Homme ein kleines Schminkset mit Rouge und mattierendem Puder herausgebracht hatte.

Die Männer sind spürbar dafür sensibilisiert worden, wie sie den persönlichen Ausdruck verbessern können. Beispielsweise, wenn ihre Augenbrauen etwas definierter, auch etwas dunkler zur Wirkung gebracht werden. Das verändert das gesamte Erscheinungsbild. Ebenso die Wimpern. Wer sehr helle Wimpern hat, bekommt durch das Färben einen ausdrucksvolleren Blick. Wobei ich betonen will, dass ich da behutsam vorgehe. Ich würde keinem Mann die Wimpern schwarz färben. Aber ein Braun aus dem natürlichen Spektrum macht schon viel her. Ich merke das auch bei meinem Freund, dem forme ich regelmäßig mit Wachs die Augenbrauen. Anfangs stand er der Sache natürlich kritisch gegenüber, inzwischen werde ich von ihm darauf angesprochen, ob ich denn nicht mal wieder …

Er ist also nicht gehänselt worden. Ich denke es gibt noch immer Ressentiments wegen Thomas Mann, seiner Schminkszene im «Tod in Venedig». Das hat wahrscheinlich abschreckend auf viele Männer gewirkt, dass sie befürchteten, tuntig zu wirken, wenn sie sich die Brauen färben.

Das ist heute kein Problem mehr, dass das alles ganz natürlich wirkt. Man kann sich wohlfühlen damit. Und ich finde, gerade das Brauenfärben kann ein Gesicht beleben.

Da will ich noch einmal zurückkommen auf den «Soft Glamour Look» von Mario Dedanovic: Ein solches Gesicht wirkt auf mich eher tot.

Das ist das Werk eines Visagisten, eines Maskenbildners. Die arbeiten ja auch meistens mit sehr deckenden Materialien, die in der Form nur beim Film oder auf der Bühne zum Einsatz kommen. Mit der marktüblichen dekorativen Kosmetik kriegt man diese Effekte nicht hin. Man setzt den Menschen damit eine Maske auf, man verändert das Erscheinungsbild immens.

Es ist bestimmt unangenehm, damit den ganzen Tag herumzulaufen.

Vor allem ist es sehr schlecht für die Haut. Wir haben Poren, und die müssen atmen können. In diesen Poren setzen sich die Reste dieser Produkte ab. Ich sage immer: Je mehr man auf das Gesicht aufträgt, desto mehr lagert sich in den Poren ab. Und je mehr sich dort ablagert, desto mehr müssen sich die Poren erweitern, um trotz Ablagerungen noch atmen zu können. Deshalb vergrößern sie sich. Und die werden dann auch geweitet bleiben. Ich habe einigen Kundinnen schon komplett von Makeup und Puder abgeraten. Einige haben nie wieder Makeup benutzt und allein dadurch ein verbessertes Hautbild zurück erhalten. Makeup ist ja auch dafür da, um Unebenheiten zu kaschieren. Ich sehe oft junge Frauen, die in der Pubertät anfangen mit Makeup. Leider verschlechtert sich die Haut dann noch zusätzlich. Weil sie in dieser Situation vor allem Luft und Pflege braucht. Im schlimmsten Fall kann sich somit eine Pubertätsakne bis in die Jahre jenseits der dreißig hinziehen. Ich kann nur empfehlen, die Haut so wenig wie möglich zuzukleistern.

 

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